Tax Technology Conference 2024: Breakouts

KI - ein Begriff, diverse Technologien und viele Anwendungen

Ein Polaroidfoto, das mit einer Stecknadel befestigt ist. Daneben steht das Wort Recap. Bild: @tax-technology-conference.de

Die Tax Technology Conference 2024 in Frankfurt präsentierte zahlreiche Innovationen. Im Raum Kosmos sprachen André Hengst und Paul Thürmann (beide Partner, EY Tax) in einer Breakout-Session zum Thema "Nächste Stufe von Tax Technology: Integration von KI":

So ein bisschen fremdelt die Steuer-Community noch mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz. Dabei spielen Daten und automatisierte Systeme eine immer wichtigere Rolle. Inzwischen gibt es einen großen Steckschlüsselsatz für einen passgenauen Einsatz. Wir geben eine Einführung und räumen mit Mythen auf.

© EY

🔧 KI als Werkzeugkasten für die Steuerabteilung

Im Handwerk benötigt man einen gut ausgestatteten Werkzeugkasten, um jede Aufgabe optimal zu bewältigen. In der Steuerabteilung ist es ähnlich: Die Kombination aus verschiedenen KI-Technologien und Plug-ins ermöglicht es, für jede steuerliche Herausforderung die passende Lösung anzuwenden. Wie der Akkuschrauber die verschiedenen Bits festhält, benötigt die Steuerabteilung ein zentrales System, das KI-Modelle, Expertensysteme und Datenbanken nahtlos integriert. Dies können Plattformen wie Microsoft Azure oder die SAP BTP sein, mit denen sich die verschiedenen Technologien kombinieren und orchestrieren lassen. Durch die Anwendung der Werkzeuge und Systeme entstehen automatisierte und skalierbare Lösungen für wiederkehrende Prozesse in der Steuerabteilung (z. B. Rechnungsprüfung, Quellensteuerberechnung).

💡 Mehr als generative KI: Präzision und datengetriebene Entscheidungen

Um die Bandbreite an Aufgaben zu unterstützen, sollten Steuerabteilungen auf für den Einsatzzweck passende Technologien zurückgreifen und die Fähigkeiten der GPT-Modelle in einem integrierten System einbinden. Large Language Models (LLMs) wie die GPT-Modelle eignen sich in Kombination mit einem Chatbot vor allem für die steuerliche Textarbeit. Doch die Aufgaben der Steuerabteilung sind genauso vielfältig wie die mittlerweile verfügbaren Möglichkeiten technischer Hilfsmittel. Nicht immer ist es gleich generative KI in Form der GPT-Modelle, die der Steuerabteilung einen verschlankenden und effizienten Wertbeitrag liefert.

Steuerliche Entscheidungsprozesse erfordern eine deutlich höhere Präzision, Konsistenz und Nachvollziehbarkeit. Diese Entscheidungen müssen datenbasiert und regelkonform getroffen werden. Hinzu kommt der Bedarf, große Datenmengen zu klassifizieren und fundierte Vorhersagen über zukünftige Entwicklungen zu treffen – sei es bei potenziellen Risiken, der Entwicklung von Finanzkennzahlen oder anderen steuerrelevanten Szenarien.

Solche datengetriebenen Einsichten gehen weit über die Möglichkeiten generativer KI hinaus und verlangen nach spezialisierten Analyse- und Vorhersagewerkzeugen. Die Anforderungen an moderne Steuerfunktionen umfassen also weit mehr als die Automatisierung von Textverarbeitung. Gefordert sind Lösungen, die sowohl präzise Datenanalysen als auch automatisierte Prüfmechanismen bieten. Nur durch eine gezielte Kombination verschiedener Systeme lassen sich steuerliche Prozesse effizient automatisieren und zugleich die notwendige Genauigkeit, Transparenz und Regelkonformität sicherstellen.

📌 Drei zentrale KI-Kategorien für die Steuerabteilung

Die für eine Steuerabteilung relevanten Systeme lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen:

👉 Expertensysteme, die stark regulierte und regelbasierte Aufgaben übernehmen

👉 Maschinelles Lernen, das bei der Klassifizierung von Stamm- und Transaktionsdaten sowie bei der Vorhersage von Entwicklungen wertvolle Unterstützung bietet

👉 Generative KI, die speziell in der Verarbeitung und Erstellung steuerlicher Texte ihren Platz findet

Zusammen entfalten diese Technologien ihr volles Potenzial, indem sie nicht nur die Stärken der jeweiligen Ansätze vereinen, sondern auch erhebliche Kosten einsparen können.

In dieser Differenzierung bietet KI heute bereits einen signifikanten Mehrwert für Steuerabteilungen.

Es ist wichtig zu verstehen, welche unterschiedlichen Systeme sich hinter dem Schlagwort KI verbergen. Dann erschließt sich auch für Steuerfachleute, wann und wo sie am besten eingesetzt werden können und welche Vorteile sie bieten. Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg liegt mitunter auch darin, realistische Erwartungen an KI zu hegen.

Grundsätzlich ist die Steuerfunktion für KI prädestiniert. Denn sie ist ein hungriger Konsument und Verwerter von Daten. Dabei zapft sie eine Vielfalt von Datenquellen an, die sowohl unstrukturierte Textinformationen als auch strukturierte Daten aus ERP-Systemen umfassen. Sie muss zudem Informationen aus Schnittstellen integrieren, z. B. aus dem Bundeszentralamt für Steuern (BZSt), der Europäischen Kommission (VIES), dem Zoll und anderen öffentlichen Quellen. Die heterogenen Datengrundlagen spielen in Verbindung mit automatisierten Systemen eine immer wichtigere Rolle, gerade im Bereich der Umsatz- oder Quellenbesteuerung und auf dem Gebiet der Verrechnungspreise. Entsprechend ist der Markt für intelligente Systeme im Steuerbereich vielfältig (und unübersichtlich) – von effizienter Transaktionsdatenanalyse über intelligente Entscheidungsfindung bis hin zu vollautomatisierten Rechnungsprüfungen.

🚀 KI gezielt nutzen: Potenziale in der Steuerfunktion entfesseln

Wertschaffende KI in der Steuerfunktion fällt nicht vom Himmel. Die transformative Kraft muss durch die gezielte Kombination von steuerlichen Daten, Algorithmen und spezifischem Fachwissen proaktiv entfesselt werden. Hierbei geht es um Potenziale, Expertise, Ideen und den richtigen Technologieeinsatz. Steuerliche Expertensysteme, maschinelles Lernen oder generative KI bieten unterschiedliche Fähigkeiten. Alle Systeme haben prädestinierte Anwendungsfälle, in denen sie ihre Stärken ausspielen können. Geschickt kombiniert können KI-Systeme dafür sorgen, bestehende Prozesse in Steuerfunktionen gänzlich neu zu denken und einen Mehrwert zu schaffen, der weit über reine Prompt-Anwendungen hinausgeht.

Die Effizienzgewinne fallen umso höher aus, je mehr steuerliche Wissensquellen miteinander vernetzt und je detaillierter die Daten für steuerliche Zwecke aufbereitet und strukturiert werden. Über den gewünschten Output sollten sich Anwender vorab hinreichend Gedanken machen. Reicht es in unseren Beispielsfällen etwa, dass Rechnungen ordnungsgemäß sind oder dass eine Quellensteuerpflicht identifiziert wird? Was wäre mit folgender Aufgabenstellung/Potenzialfrage? Viele Unternehmen schicken Mitarbeiter ins Ausland, die dort Bus, Bahn, Hotels und Restaurants nutzen, wofür Spesen anfallen. Theoretisch könnten sich die Unternehmen die Vorsteuern über das Vorsteuervergütungsverfahren zurückholen. Bisher ist das aber oftmals zu aufwendig. Ein KI-System könnte nicht nur den administrativen Aufwand erheblich reduzieren, sondern auch einen signifikanten Cashflow-Vorteil generieren. KI ist somit ein Schlüssel zu verborgenen Potenzialen im Steuerwesen – es ist an der Zeit, diesen Schlüssel zu nutzen.

KEY-TAKEAWAYS

👉 Integration von KI-Technologien:

Die Kombination verschiedener KI-Technologien und Plug-ins ermöglicht es, für jede steuerliche Herausforderung die passende Lösung anzuwenden. Plattformen wie Microsoft Azure oder SAP BTP helfen bei der nahtlosen Integration von KI-Modellen, Expertensystemen und Datenbanken.

👉 Datenbasierte Entscheidungsprozesse:

Steuerliche Entscheidungsprozesse erfordern Präzision, Konsistenz und Nachvollziehbarkeit. Diese Entscheidungen müssen datenbasiert und regelkonform getroffen werden. Moderne Steuerfunktionen benötigen daher spezialisierte Analyse- und Vorhersagewerkzeuge.

👉 Effizienzgewinne durch KI:

Die Effizienzgewinne in der Steuerfunktion steigen, je mehr steuerliche Wissensquellen vernetzt und Daten detailliert aufbereitet werden. KI-Systeme können den administrativen Aufwand erheblich reduzieren und signifikante Cashflow-Vorteile generieren.

IMPRESSIONEN

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