Steuerberaterhaftung in Zeiten digitaler Transformation

Wer haftet, wenn der Algorithmus irrt?

Bild: @taxandbytes

Die Digitalisierung macht auch vor der Steuerberatung nicht Halt. Softwarelösungen und auch KI-Tools versprechen Effizienzgewinne, automatisierte Prozesse und intelligente Auswertungen. Doch was passiert, wenn diese Tools falsch rechnen oder fehlerhafte Daten ans Finanzamt übermitteln? Wer haftet – der Entwickler, der Steuerberater oder der Mandant? Eine Frage, die zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Steuerberaterhaftung: Analog bleibt analog?

Grundsätzlich haftet der Steuerberater für Fehler, die er oder sein Team verursachen – von falschen Angaben bis zu versäumten Fristen. Doch die Digitalisierung bringt neue Herausforderungen: Wenn Tools fehlerhaft arbeiten, erwarten Mandanten, dass der Steuerberater die Verantwortung übernimmt. Nach dem Motto: „Dein Tool, dein Problem.“

Diese Erwartungshaltung ist verständlich, denn der Steuerberater bleibt verantwortlich für eine funktionierende Infrastruktur und fehlerfreie Ergebnisse. Digitale Tools können Prozesse zwar erleichtern, ersetzen aber nicht die Sorgfaltspflicht.

Digitale Tools: Wer haftet bei Fehlern?

Was passiert, wenn ein Tool eine falsche Berechnung liefert? Digitale Tools sind oft „Black Boxes“, deren Algorithmen nicht offengelegt sind. Der Steuerberater haftet, wenn er die Ergebnisse der Software nicht ausreichend prüft. Ein Haftungsausschluss wie „KI-generierter Inhalt kann falsch sein“ ist in der Praxis wohl kaum umsetzbar. Mandanten erwarten eine verlässliche Beratung – unabhängig davon, ob menschlich oder maschinell unterstützt.

Die Lösung? Vertrauen ist gut, Kontrolle bleibt besser. Steuerberater müssen digitale Tools überwachen und deren Ergebnisse validieren.

KI in der Steuerberatung: Haftung im Wilden Westen?

Künstliche Intelligenz wirft zusätzliche Fragen auf. KI-Tools arbeiten probabilistisch – sie liefern Wahrscheinlichkeiten, keine Garantien. Fehler sind also vorprogrammiert. Doch wer haftet, wenn die KI irrt?  Am Ende bleibt der Steuerberater in der Verantwortung, die Ergebnisse sorgfältig zu prüfen.

Haftung minimieren

Um Haftungsrisiken zu minimieren, sollten Steuerberater folgende Maßnahmen ergreifen:

👉 Sorgfältige Tool-Auswahl:

Setzen Sie auf geprüfte Software und informieren Sie sich regelmäßig über Updates und Sicherheitsmaßnahmen.

👉 Doppelte Prüfung:

Automatisierte Ergebnisse, insbesondere von KI, können Routineprozesse beschleunigen, erfordern jedoch weiterhin eine sorgfältige Überprüfung.

👉 Haftungsvereinbarungen:

Klären Sie mit Mandanten, wo die Grenzen digitaler Lösungen liegen, und definieren Sie klare Verantwortlichkeiten.

👉 Dokumentation:

Halten Sie die Nutzung digitaler Tools und deren Ergebnisse sorgfältig fest, um im Ernstfall vorbereitet zu sein.

KI sinnvoll einsetzen: Wo Stärken und Schwächen liegen

Heutige KI-Tools liefern oft schon gute Ergebnisse. Aber auch wenn sie bei vier von fünf Fragen richtig liegen, ist immer noch eine Antwort falsch. Das bedeutet, dass KI besonders dort sinnvoll ist, wo es auf Genauigkeit nicht ankommt oder aber Fehler einfach entdeckt und korrigiert werden können. In der Steuerberatung eignen sich KI-Lösungen daher vor allem für das “Abspulen” von Routinearbeiten wie Belegverarbeitung, Belegzuordnung oder das Abarbeiten standardisierter Buchungssätze.

Wo jedoch absolute Genauigkeit gefragt ist, bleibt der menschliche Steuerberater unverzichtbar. Die Herausforderung liegt darin, die Stärken der KI gezielt zu nutzen und ihre Schwächen durch menschliche Kontrolle auszugleichen.

Fazit: Digitalisierung als Chance – mit Verantwortung

Die Digitalisierung bringt enorme Chancen für die Steuerberatung, stellt aber auch neue Anforderungen an die Haftung. Steuerberater müssen die Effizienz digitaler Tools nutzen, ohne die altbewährte Sorgfaltspflicht zu vernachlässigen. Ein Haftungsausschluss ist keine Lösung – Mandanten erwarten zu Recht, dass ihr Berater die Verantwortung trägt.

Der Schlüssel liegt in einer klugen Kombination von Mensch und Maschine, begleitet von klaren Haftungsregelungen und gesundem Menschenverstand. Denn am Ende gilt: Technologie ist nur so gut wie derjenige, der sie bedient.

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