Künstliche Intelligenz in der Steuerberatung – mehr als nur ChatGPT und Copilot
Ein Beitrag von Sebastian Pollmanns
Die Diskussion um die Auswirkungen künstlicher Intelligenz (KI) auf die Steuerbranche konzentriert sich bislang auf die Erbringung von Beratungsleistungen. Allerdings stellen diese meist nur einen geringen Anteil der Umsätze einer Kanzlei dar. Welche Folgen neue KI-gestützte Werkzeuge auf den Automatisierungsgrad wiederkehrender Tätigkeiten haben werden, wird dabei häufig übersehen. Es ist daher von entscheidender Bedeutung, den Fokus auf die Frage zu richten, wie KI das Kerngeschäft transformieren und welche Folgen der bereits einsetzende Optimierungswettlauf auf das Gleichgewicht im Wettbewerb haben wird.
Anwendungen und Potenziale von künstlicher Intelligenz
Die KI-Technologie entwickelt sich in einem rasanten Tempo. ChatGPT hat inzwischen zahlreiche Konkurrenten, die sich wöchentlich mit neuen Funktionalitäten übertreffen. Innerhalb kürzester Zeit liefert die Forschung Lösungsansätze für Probleme, die gestern noch als unüberwindbar galten. KI gilt als Allzwecktechnologie. CEOs warnen deshalb vor Jobverlusten und Studien sehen die Steuerberatung besonders betroffen.
Während ChatGPT und damit KI aufgrund der Datenschutzproblematik und der somit eingeschränkten Nutzbarkeit bislang im Kanzleialltag noch keine weite Verbreitung gefunden hat, wird sich dies mit der Veröffentlichung von Microsoft Copilot rasant ändern. Auch wenn die neuen Tools die Arbeitsabläufe unzweifelhaft in vielen Bereichen verändern, werden sie aber wohl nicht den Hauptgrund für den angekündigten Wandel in der Branche darstellen.
Automatisierung durch den digitalen Kollegen
Um zu verstehen, aus welcher Richtung die Disruption droht, muss der Blick auf die Automatisierungsbranche gerichtet werden. Während gestern noch regelbasierte Technologien wie RPA (Robotic Process Automation) starr und mit einem hohen Implementierungsaufwand verbunden waren, eröffnet die Kombination mit KI der Technologie zukünftig ungeahnte neue Fähigkeiten. Führende Unternehmen kündigen ihn bereits an, den digitalen Kollegen, der wiederkehrende Tätigkeiten erlernen, flexibel auf Sondersachverhalte reagieren und sogar seine Arbeitsweise mit der Zeit eigenständig optimieren kann. Was gestern noch als Utopie galt, rückt in Windeseile näher. Barrieren, die den Mitarbeiter bislang unersetzlich machen, drohen zu verschwinden.
Bewertung und Ausblick
Ob die Entwicklungsdynamik anhält oder ob doch unüberwindbare Barrieren bestehen, bleibt abzuwarten. Kanzleien sollten jedoch die Risiken nicht unterschätzen. Mit der Entwicklung Schritt zu halten, wird für kleine Kanzleien zu einer Herausforderung.
Agilität ist der Schlüssel zur Aufrechterhaltung der künftigen Wettbewerbsfähigkeit und das beste Instrument gegen den Fachkräftemangel. Kanzleien sind daher gut beraten, sich kritisch mit der Optimierung von Prozessen, Schnittstellen und der häufig mangelnden Standardisierung auseinanderzusetzen. Denn diese sind die Grundlage, um künftige Automatisierungspotenziale ausschöpfen zu können.
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Dies ist eine Kurzfassung des Beitrages NWB 2023 Seite 1556
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