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Strategien zur Mitarbeitergewinnung

Trotz Fachkräftemangel als Steuerberater Mitarbeiter finden

Ein Steuerberater gibt einem Bewerber zur Begrüßung die Hand. Bild: @nortonrsx, Getty Images via canva.com

Der Fachkräftemangel in der Steuerbranche ist längst Realität. Steuerberater, die Mitarbeiter finden möchten, stehen vor großen Herausforderungen, da der Markt an qualifizierten Fachkräften begrenzt ist. Gründe dafür sind unter anderem die zunehmende Digitalisierung, ein hoher Renteneintritt vieler erfahrener Steuerfachangestellter sowie sinkende Ausbildungszahlen in steuerberatenden Berufen. In einer aktuellen Auswertung der Bundessteuerberaterkammer aus dem Jahr 2025 konnten lediglich 23 % der Kanzleien bzw. Gesellschaften in den letzten zwei Jahren alle Ihre offenen Stellen besetzen. 

Auswirkungen des Fachkräftemangels in Steuerkanzleien

Dieser Personalmangel hat gravierende Auswirkungen auf Kanzleien. Arbeitslasten verteilen sich auf weniger Köpfe, was die Effizienz mindert und die Arbeitsqualität gefährdet. Die Suche nach geeigneten Mitarbeitern wird zum strategischen Faktor für das Kanzleiwachstum. Ohne gezielte Maßnahmen zur Mitarbeitergewinnung droht eine Überlastung bestehender Teams, die langfristig auch die Mandantenbetreuung beeinträchtigen kann.

Darüber hinaus führen personelle Engpässe zu verlängerten Bearbeitungszeiten, da verbleibende Mitarbeiter eine größere Arbeitslast bewältigen müssen. Dies kann dazu führen, dass Mandanten länger auf Rückmeldungen oder die Bearbeitung ihrer Steuerangelegenheiten warten und Fristen in Gefahr geraten, was rechtliche und finanzielle Konsequenzen nach sich ziehen kann. Gleichzeitig steigt durch die hohe Arbeitsbelastung die Fehlerquote, da Zeitdruck und Stress die Sorgfalt mindern. Dies kann nicht nur die Qualität der erbrachten Dienstleistungen beeinträchtigen, sondern auch rechtliche Risiken erhöhen.

Die Unzufriedenheit im Personal wächst, wenn die Arbeitsbelastung dauerhaft hoch bleibt. Infolgedessen steigt die Fluktuation im Team, da überlastete Mitarbeiter häufiger nach anderen Karrieremöglichkeiten suchen. Dies erschwert die Einarbeitung von neuem Personal zusätzlich und kann zu einem Teufelskreis führen. Auch die Mandantenakquise und -bindung gestaltet sich schwieriger, wenn eine Kanzlei keine neuen Mandate mehr annehmen kann oder bestehende Mandanten aufgrund längerer Bearbeitungszeiten unzufrieden sind. Wenn der Service nicht mehr den gewohnten Standard erfüllt, kann dies langfristig zu Reputationsverlust führen.

Strategien zur Mitarbeitergewinnung in der Steuerbranche

Um die Mitarbeitersuche erfolgreich zu gestalten, sollten Steuerberater verschiedene Strategien kombinieren. Klassische Stellenanzeigen allein reichen nicht aus. Stattdessen empfiehlt sich eine proaktive Herangehensweise:

  • Attraktive Arbeitgebermarke aufbauen: Eine moderne und digitale Kanzlei mit flexiblen Arbeitsmodellen zieht Bewerber an. Laut einer Studie der Haufe Group ist ein positives Image der Kanzlei entscheidend, um qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen.
  • Mitarbeiterempfehlungsprogramme nutzen: Bestehende Mitarbeiter können geeignete Kandidaten aus ihrem Netzwerk empfehlen. Eine Untersuchung des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM) zeigt, dass solche Programme die Qualität der Bewerbungen erhöhen und die Einstellungsdauer verkürzen können.
  • Social Media Recruiting: Plattformen wie LinkedIn oder Xing helfen, gezielt Fachkräfte anzusprechen. Die BPM-Studie prognostiziert, dass Social Media Recruiting bis 2026 an Bedeutung gewinnen wird, da es ermöglicht, sowohl aktiv suchende als auch passive Kandidaten effektiv zu erreichen.
  • Zusammenarbeit mit Hochschulen: Praktika oder Werkstudentenstellen sichern langfristigen Fachkräftenachwuchs. Frühe Talentakquise durch Kooperationen mit Universitäten ermöglicht es Kanzleien, Nachwuchskräfte frühzeitig zu identifizieren und an sich zu binden.
  • Spezialisierte Jobplattformen nutzen: Plattformen wie taxado oder die NWB Jobbörse bieten gezielte Lösungen für die Mitarbeitersuche in der Steuerbranche.

Neben diesen Maßnahmen ist es wichtig, eine langfristige Personalstrategie zu entwickeln. Unternehmen sollten frühzeitig in Ausbildung und Entwicklung investieren, um den eigenen Nachwuchs zu sichern. Eine wertschätzende Unternehmenskultur und eine gute Work-Life-Balance sind entscheidende Faktoren, um qualifizierte Fachkräfte langfristig zu binden. Zudem kann der gezielte Einsatz von Weiterbildungsangeboten und internen Schulungsprogrammen dazu beitragen, das Fachwissen der Mitarbeiter kontinuierlich zu erweitern. Auch der Ausbau von Remote-Arbeitsmöglichkeiten und hybriden Arbeitsmodellen kann die Attraktivität der Kanzlei für potenzielle Bewerber steigern. Letztlich ist es entscheidend, als innovativer Arbeitgeber wahrgenommen zu werden, um sich im Wettbewerb um talentierte Fachkräfte erfolgreich zu positionieren.

Wer Arbeitnehmer gewinnen will, muss auch auf die Bedürfnisse der heutigen Arbeitnehmergeneration eingehen. Flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen und Weiterbildungsmöglichkeiten sind entscheidende Faktoren, um sich von anderen Kanzleien abzuheben.

Digitalisierung als Chance zur Entlastung und Effizienzsteigerung

Die Digitalisierung bietet enorme Potenziale, um den Fachkräftemangel in Steuerkanzleien zu entschärfen. Digitale Prozesse und Automatisierungen können Arbeitsaufwände reduzieren und das Personal entlasten. Moderne Steuerkanzleien setzen auf Tools wie:

Durch den gezielten Einsatz dieser Technologien kann der Bedarf an neuen Fachkräften gesenkt werden. Zudem steigert eine digitale Kanzlei ihre Attraktivität für Bewerber, die moderne Arbeitsumgebungen bevorzugen. Studien zeigen, dass Arbeitnehmer zunehmend digitale Arbeitsplätze schätzen:

  • Eine Untersuchung von Campana & Schott in Zusammenarbeit mit der TU Darmstadt ergab, dass ein gut ausgestatteter digitaler Arbeitsplatz die Mitarbeiterzufriedenheit signifikant erhöht.
  • Laut einer Studie von PwC investieren Unternehmen weltweit intensiv in die Digitalisierung ihrer Arbeitsprozesse, wobei sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiter den Nutzen neuer Technologien anerkennen.
  • Die "Future of Workplace"-Studie von Deloitte zeigt, dass flexible Arbeitsmodelle und der Einsatz innovativer Technologien die Zufriedenheit und Produktivität von Arbeitnehmern fördern.

Fortschrittliche Automatisierungslösungen ermöglichen eine effizientere Arbeitsweise, wodurch wiederkehrende Aufgaben minimiert werden. Dies führt nicht nur zu einer Entlastung des Personals, sondern schafft auch Freiräume für komplexere und strategische Tätigkeiten. Schließlich verbessert die Digitalisierung die Zusammenarbeit zwischen Kanzlei und Mandanten, indem Prozesse transparenter und schneller gestaltet werden.

Alternative Lösungen: Freie Mitarbeiter und externe Dienstleister

Wenn eine Kanzlei händeringend Personal sucht, kann die Zusammenarbeit mit einem freien Mitarbeiter eine Alternative sein. So kann ein selbstständiger Buchhalter eine kurzfristige Lösung sein, um Engpässe zu überbrücken. Externe Dienstleister übernehmen zudem wiederkehrende Aufgaben wie Buchhaltung oder Lohnabrechnungen, sodass das Kernteam entlastet wird.

Freie Mitarbeiter haben den Vorteil, dass sie flexibel eingesetzt werden können, ohne dass langfristige Verpflichtungen entstehen. Zudem entfallen Lohnnebenkosten, die bei fest angestelltem Personal anfallen. Diese Alternative ist insbesondere für kleinere Kanzleien attraktiv, die ihren Personalbedarf je nach Auftragslage steuern möchten.

Wichtige Vertragsbestandteile für freie Mitarbeiter

Wer einen Vertrag für einen freien Mitarbeiter abschließt, sollte auf folgende wesentliche Punkte achten:

  • Definition des Leistungsumfangs: Klare Beschreibung der Tätigkeiten und des Verantwortungsbereichs.
  • Honorarvereinbarung: Festlegung der Vergütung und Abrechnungsmodalitäten.
  • Vertragslaufzeit und Kündigungsfristen: Flexible Regelungen zur Vertragsdauer und Beendigung.
  • Geheimhaltungs- und Datenschutzklauseln: Schutz sensibler Mandantendaten.
  • Keine Weisungsgebundenheit: Um eine Scheinselbstständigkeit zu vermeiden.
  • Haftungs- und Gewährleistungsregelungen: Klare Absprachen zu Haftung und möglichen Fehlern.

Ein sorgfältig aufgesetzter Vertrag für freie Mitarbeiter stellt sicher, dass beide Seiten klare Rahmenbedingungen haben und rechtliche Fallstricke vermieden werden.

FAZIT

Der Fachkräftemangel in der Steuerbranche ist eine Herausforderung, doch mit der richtigen Strategie können Steuerberater dennoch erfolgreich Mitarbeiter finden. Eine Kombination aus moderner Mitarbeitergewinnung, dem Einsatz von freien Mitarbeitern und gezielter Digitalisierung ermöglicht es Kanzleien, sich zukunftssicher aufzustellen. Wer gezielt auf alternative Beschäftigungsmodelle setzt und digitale Lösungen nutzt, kann den Personalmangel aktiv bewältigen und sich langfristig als attraktiver Arbeitgeber positionieren.

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