Mission Impossible? Steuerberatung und Start-up Welt vereinen
"Als ich das erste Mal von der Idee von tax&bytes gehört habe, war ich sofort begeistert. Was wir auf der Steuerberater-Expo oder den Taxarenen langsam sehen, muss auch online stattfinden."
Hi, ich bin Melchior, Steuerfachangestellter und Geschäftsführer der Neuplaner GmbH. Meine Reise begann in einer mittelständischen Kanzlei und mit einer anschließenden Station bei einer (blauen) Big-Four-Gesellschaft. Aber irgendwann habe ich beschlossen, mein eigenes Ding zu machen. In den letzten Jahren war ich vor allem in der Start-up-Szene aktiv – das letzte größere Projekt, an dem ich beteiligt war, war Kontist und die Kontist Steuerberatung.
Meine damalige Mission: Erstmal übersetzen!
Was war das genau? Kurz gesagt, haben wir bei Kontist eine Art Finanz-Super-App für Freiberufler entwickelt. Über diese App können Selbstständige nicht nur ihre Finanzen im Blick behalten, sondern das System hat ihnen auch direkt gesagt, wie viel von ihrem Geld tatsächlich ihnen gehört und wie viel sie besser fürs Finanzamt zurücklegen sollten. Im Hintergrund lief die komplette Buchhaltung und Steuerberatung automatisiert ab – von der BWA bis zur Umsatzsteuervoranmeldung und Einnahmenüberschussrechnung.
Mein Job? Ich war die Schnittstelle zwischen der Kontist Steuerberatung und dem Technologieunternehmen Kontist. Klingt einfach, aber Steuerberater und Softwareentwickler haben oft ganz unterschiedliche Herangehensweisen an ihre Arbeit. Meine Aufgabe war es also, dafür zu sorgen, dass beide Seiten sich verstehen und effektiv zusammenarbeiten. Zusätzlich habe ich das Team in der Steuerberatung aufgebaut – von 0 auf 80 Mitarbeiter in den ersten zwei Jahren, mit denen wir über 2500 Mandanten betreut haben.
Heute bringe ich all diese Erfahrungen aus der Fintech- und Softwarewelt in meine eigene Kanzlei ein. Mit Neuplaner übernehmen wir Kanzleien im Rahmen der Nachfolgeregelung und bauen sie mit einem modernen, digitalen Ansatz um – effizienter, kundenorientierter und zukunftsfähig.
Der Unterschied: Steuerberatung vs. Start-up-Welt
Ein großer Unterschied zwischen dem Steuerberatungsmarkt und der Start-up-Welt ist für mich die Community. In der Start-up-Welt kennt man sich, tauscht sich aus, geht auf unzählige Events, sammelt Preise und hat diverse Anlaufstellen. Man sitzt irgendwie zusammen im gleichen Boot und arbeitet oft für ein gemeinsames Ziel. Es gibt ein starkes “Wir-Gefühl”. Genau dieses Gefühl vermisse ich in der Steuerberatung.
Klar, es gibt den Steuerberatertag und den Steuerberaterkongress. Aber wenn ich auf solchen Events bin, fühle ich mich häufig wie in einer Zeitkapsel. Vieles wirkt veraltet und angestaubt. Technologie wird dort oft noch wie “Neuland” behandelt – als eine Bedrohung, die man irgendwie in den Griff bekommen muss, anstatt als die riesige Chance, die sie eigentlich ist. Mal ehrlich, in Zukunft werden wir unsere Arbeit ohne technologische Unterstützung kaum bewältigen können.
tax&bytes: Meine, Deine, UNSERE neue erste Anlaufstelle!
Als ich das erste Mal von der Idee von tax&bytes gehört habe, war ich sofort begeistert. Was wir auf der Steuerberater-Expo oder den Taxarenen langsam sehen, muss auch online stattfinden. Es gibt sie nämlich, die “jungen” Steuerberater – und damit meine ich nicht unbedingt das biologische Alter, sondern die Einstellung. Diese Leute beschäftigen sich gerne mit Technologie, tauschen sich aus und sehen Wissen nicht als exklusives Herrschaftswissen, sondern teilen es gern. Sie unterstützen sich gegenseitig, sie bilden eine Community.
Und genau das ist für mich tax&bytes. Ein Ort für technologieinteressierte Steuerberater, die alles finden, was sie brauchen: News, Infos, Erfahrungsberichte, Tools, Best Practices und vor allem Austausch. Dabei ist es völlig egal, ob man schon jahrelang mit der Materie vertraut ist oder einfach mal reinschnuppern möchte. Diese Art von Anlaufstelle kenne ich aus der Start-up-Welt und habe sie in der Steuerberatung schmerzlich vermisst. Umso mehr freut es mich, dass sich das heute ändert.
Technologie als Partner in der Steuerberatung
Wenn es um Digitalisierung und den Umgang mit Technologie in Steuerkanzleien geht, wünsche ich mir vor allem eins: Dass wir technologische Entwicklungen und Softwareunternehmen als Verbündete und Partner sehen.
Was ich leider viel zu oft erlebe, sind Mitarbeitende, die überfordert am Arbeitsplatz sitzen, wenn die Buchhaltungsdaten nicht genau in dem Format ankommen, wie sie es gewohnt sind. Für mich ist es unbegreiflich, warum so viele Kanzleien immer noch nicht auf den Zug aufgesprungen sind und ihren Mandanten neben der klassischen Steuerberatung auch Technologieberatung anbieten. Um eine saubere Buchhaltung sicherzustellen, muss man den gesamten Prozess im Blick haben und darf sich nicht nur auf seine kleine, „grüne“ Welt konzentrieren.
Ich kenne so viele junge, motivierte Softwareunternehmen, die nichts lieber tun würden, als eng mit Steuerberatern zusammenzuarbeiten. Aber das Problem ist: Es fehlen die Partner auf Steuerberatungsseite, die bereit sind, sich die Zeit zu nehmen, um gemeinsam an Prozessen und Softwareprodukten zu feilen.
Damit das klappt, müssen beide Seiten – Steuerberater und Softwareunternehmen – von ihrem hohen Ross herunterkommen. Beide könnten viel voneinander lernen, wenn sie bereit sind, zu akzeptieren, dass die andere Seite vielleicht auch mal einen richtigen Ansatz hat. Wenn man das hinbekommt, entstehen für die Kunden ganz neue und großartige User Experiences. Und by the way: Der Kunde ist nicht die Finanzverwaltung!
I have a dream
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass mehr Kanzleien Technologie und Steuerberatung miteinander verbinden. Aber dafür muss nicht nur das Selbstbild und die Arbeitsweise überdacht werden – es braucht auch Anpassungen im Berufsrecht. Das Gewerbeverbot und das Fremdbesitzverbot sind für mich zwei Beispiele von Regularien, die absolut nicht mehr zeitgemäß sind und dringend reformiert werden sollten.
Warten wir ab, was passiert. Hier auf tax&bytes halten wir Euch auf dem Laufenden.
______________________
👀 Wer sind die Experten bei tax&bytes? Mehr dazu erfahren Sie hier: